In den letzten Wochen haben wir ein Selbstverständnis erarbeitet. Den aktuellen Stand könnt ihr im Folgenden lesen. Das Selbstverständnis wird (könnte) in Zukunft aktualisiert werden und ist im Hauptmenü unter Queerulant_in – Selbstverständnis abrufbar (nämlich hier).
Selbstverständnis
Kollektiv Queerulant_in, Stand: Mai 2014
Queer kann alles sein – nur nicht unpolitisch
Queer ist für uns ein Prozess, eine Einstellung, eine Tatsache, eine Identität. Queer kann all das sein – nur nicht unpolitisch.
Die Stonewall-Riots, die Aufstände, die oft als der Funke gesehen werden, welcher die lGb(t)-Bewegung entfachte, wurden nicht von weißen cis-Queers begonnen. Später wurden diese jedoch hauptsächlich weiß- wie auch cis assoziiert.
Unser queer mag bei Geschlechtsidentität und von Heteronormativität abweichendem Begehren beginnen. Geht dann jedoch über in das radikale Hinterfragen aller Normen: Beispiele dafür wären Konstrukte wie Ländergrenzen (Stichwort Homonationalismus), Gesundheit oder Schönheitsstandards. Dazu gehört für uns das Zurückweisen von Naturalisierungen; also von Behauptung, dass irgendwelche gesellschaftlich konstruierten Zustände und Kategorien (z.B. 2-Geschlechtlichkeit, Begehren, Nationalität) von Natur aus so wären und nicht sozial konstruiert seien.
Damit einhergehend ist queer für uns ein ständiges Mitdenken und Entdecken von Machtstrukturen, welches zum Ziel hat diese Strukturen aufzubrechen und abzuschaffen. Beispiele für diese Machtstrukturen sind: Rassismus, Kapitalismus und Sexismus.
Dementsprechend versteht sich Queerulant_in als kritisch gegenüber Rassismus, Klassismus und Ableism, Antisemitismus, Antiziganismus/Antiromaismus und Islamfeindlichkeit – nicht nur in queeren Bewegungen.
Queerulant_in politisch und unkommerziell
Daraus folgt, dass Queerulant_in sich deutlich von klassischen schwul-lesbischen Szenemagazinen abgrenzt. Queerulant_in ist ausdrücklich politisch und unkommerziell. Deswegen ist Queerulant_in auch nicht in einer der Großstädte angesiedelt, sondern in der Provinz gegründet worden. Die Auslageorte sind vielfältig und beziehen sich nicht auf „die eine Szene“. So liegt Queerulant_in unter anderem in unterschiedlichen Beratungsstellen, autonomen Zentren, Cafés und verschiedenen Hochschulen aus. Auch die Autor_innen wohnen in allen möglichen Regionen in Deutschland, Österreich und der Schweiz.
Queerulant_in versucht niedrigschwellig, deshalb kostenfrei, politische Diskussionen aufzugreifen, anzustoßen oder zu entfachen. Dass wir Queerulant_in sowohl digital, als auch in gedruckter Form veröffentlichen, soll auch die Niedrigschwelligkeit erhöhen, da das Internet selbst eine Barriere sein kann (z.B. weil kein Zugang vorhanden ist, oder die Zeit bzw. das akademische Vorwissen fehlen um in zahlreichen queer_feministischen Blogs und Diskussionen auf dem Laufenden zu bleiben).
Unser Anliegen ist es vor allem marginalisierte Menschen zu Wort kommen zu lassen, deren Lebensrealitäten queer sind, erst recht wenn diese keine Akademiker_innen sind oder sich wie solche ausdrücken. Um Queerulant_in für möglichst viele Menschen verständlich zu gestalten, haben wir ein Glossar eingerichtet, in dem Begriffe erklärt werden. Auch wünschen wir uns Mehrsprachigkeit in den Textformen und vielfältige Ausdrucksweisen.
Solidarität ist nicht nur eine Theorie
Uns ist es wichtig intersektional zu sein, das heißt auf miteinander verknüpfte_verschränkte Machtverhältnisse hinzuweisen. Wir möchten zu Community-Bildung und -Pflege beitragen. Wir wünschen uns Communities, in denen die Widersprüche und Schwierigkeiten innerhalb der queeren Szene nicht übergangen werden. Verschiedene Identitäten wie Queers, Trans*-Personen, Lesben, Inter*-Personen, People of Color, Asexuelle, Femmes, GuyDykes, GirlFags, Bisexuelle, Poly*-L(i)ebenden, Genderqueers, Schwule, und viele andere schließen sich nicht aus. Gegenseitige Unterstützung erfordert die Beachtung von komplexen Identitäten. Wir wünschen uns Communities und eine Zeitschrift, in der diese Komplexität beachtet, ausgehalten und gefeiert werden können, in denen Solidarität keine Theorie bleibt.
Queerulant_in als Kollektiv
Zum jetzigen Zeitpunkt ist das interne Orgateam weiß, ablebodied und zu großen Teilen nicht-cis. Entsprechend können wir natürlich auch nicht alle Identitäten, Konzepte, L(i)ebensweisen von queer vertreten und müssen uns kritisch mit unseren Privilegien auseinandersetzen.
Wir verstehen uns als ständig im Wandel stehendes Kollektiv, das gerne ohne Hierarchien auskommen würde, bei dem theoretisch alle an allen Entscheidungs- und Entstehungsprozessen beteiligt sein können sollten. Doch zum jetzigen Zeitpunkt liegt durch eine Teilung in verschiedene Funktionsbereiche (wie Layoutteam, Textkorrektur und Heftorga, die sich oftmals überlagern) die meiste Entscheidungsgewalt beim Orgateam. Zudem sind Menschen aus dem Kollektiv verschieden wohnhaft, sodass die Organisation über Mailverteiler, Telefonkonferenzen sowie Dropbox geschieht. Die interne Orga kann Texte ablehnen und Vorgaben machen, wie z.B., dass Texte gegendert werden müssen. Zudem kann es auch sein, dass durch Textkorrekturen und Änderungsvorschläge unabsichtlich die Ansicht der Autor_innen verzerrt wird, bzw. von unserer Lebenswelt abweichende Positionen unterschlagen werden.