Das Glossar

(Stand: August 2021)

Dieses Glossar wird ständig erweitert und wurde mit eurer Hilfe, der Hilfe von Autor_innen von Queerulant_in und der Zuhilfenahme von anderen Glossaren erstellt. Abweichungen in der Schreibweise einzelner Begriffe (z. B. trans und trans*) wurden bewusst beibehalten. Es wird von Ausgabe zu Ausgabe durch Eure Mithilfe wachsen und so auch besser werden. Wenn ihr also Fehler findet, euch Begriffe fehlen o. ä., schreibt uns gerne unter: glossar@queerulantin.de

Wörter, die in den Artikeln mit einem „Punkt“ gekennzeichnet sind, werden im Glossar weiterführend erklärt. Die entsprechenden Wörter sind immer nur bei der ersten Nennung in einem Artikel gekennzeichnet.

Queere Begriffe werden im Deutschen häufig dem Englischen entlehnt. Manchmal sind Begriffe beider Sprachen gebräuchlich. Aus pragmatischen Gründen markieren wir dies daher nicht extra und schreiben das dann z. B. so: Community /Gemeinschaft. Sollte ein Begriff aus einer anderen Sprache sein, werden wir das kenntlich machen.

Dieses Glossar bildet nur verkürzte, vereinfachte Definitionen zur Verständnishilfe ab. Bitte bildet euch eigenständig oder miteinander zu den jeweiligen Themen fort.

Glossar

§ 175 – existierte im Deutschen Reich, der Weimarer Republik und der Bundesrepublik Deutschland bis 1994. Inhalt war u. a. die Bestrafung sexueller Handlungen unter Personen männlichen Geschlechts. Seit 2017 ist für Personen, die auf Grundlage des § 175 StGB nach 1945 in Deutschland verurteilt wurden, auf Antrag eine Rehabilitation und eine Entschädigung möglich.

§ 218 – bezeichnet den deutschen „Abtreibungsparagraphen“. Demnach ist ein Schwangerschaftsabbruch in Deutschland generell nicht legal. Unter bestimmten Bedingungen kann ein Schwangerschaftsabbruch straffrei stattfinden. Menschen, die eine Schwangerschaft abbrechen wollen oder müssen, werden zu Beratungsgesprächen und Bedenkfristen gezwungen, was die psychische Belastung um ein Vielfaches erhöhen kann.

Abled – Wortrückbildung aus dem Englischen „disabled” („beHindert”), das so viel bedeutet wie „nicht_beHindert”. Menschen, die abled sind, werden in der Gesellschaft nicht beHindert. Ihre Teilhabe und Akzeptanz ist z. B. erleichtert, wenn sie (im Sinne normativer Maßstäbe) kaum bis keine körperliche BeHinderung, keine (behindernde) chronische oder psychische Krankheit, Neurodivergenzen oder Lernschwierigkeiten haben.

Ablebodied – „Als able-bodied werden Körper bezeichnet, die gesellschaftlich als psychisch und physisch gesund gelten.“ (https://www.quixkollektiv.org/) Lies BeHinderung, Disability.

Ableismus – strukturelle Marginalisierung von Menschen, die beHindert werden. Menschen mit BeHinderung werden häufig nicht ernst genommen, bevormundet und auf ihre beHinderung reduziert. Ausschluss von gesellschaftlicher Teilhabe, Diskriminierungen im öffentlichen Raum, bei der Arbeit(splatzsuche), Beschämung, ableistische Sprache und Gewaltakte sind typische Alltagsbeispiele. Viele Orte sind nicht mitgedacht für Menschen mit BeHinderung. Auch queere, linke Menschen und Orte mit intersektionalem Anspruch sind häufig nicht abelismussensibel, z. B. Tokenism, Ableismus beim Dating, Hierarchisierung bestimmter Körper und Fähigkeiten, Durchsetzung ableistischer Praktiken (z. B. Offlinetreffen, Demos, akademische Sprechsprache), …

Adultismus – ist die Diskriminierung von Kindern und Jugendlichen aufgrund ihres Alters und beschreibt eine alltägliche Machtungleichheit zwischen ihnen und Erwachsenen. Z. B. haben sog. minderjährige Menschen weniger Rechte; es gibt Macht- und Abhängigkeitsverhältnisse zwischen Erziehungs- und Sorgeberechtigten und Kindern. Sie werden häufig anders behandelt und nicht ernst genommen. Adultismus ist eine Diskriminierungserfahrung, die alle Menschen erleben und verinnerlichen.

Allosexuell – ein Sammelbegriff für alle nicht-asexuellen Orientierungen.

Ally /Verbündete*r – eine Person, die eine marginalisierte Gruppe aktiv unterstützt und sich für diese einsetzt, ohne selbst Teil der Gruppe zu sein. Allies hören zu, erkennen die unterschiedlichen Erfahrungen an, bilden sich selbst weiter, reflektieren ihre Privilegien und nutzen diese strategisch für diskriminierte Personen. Sie handeln aktiv und verantwortlich, auch, wenn marginalisierte Personen nicht anwesend sind, stellen sich nicht selbst in den Fokus und lernen selbstkritisch zu sein und auch Kritik anzunehmen. Eine Selbstbenennung als Ally ist nicht möglich.

Amatonormativität – die Annahme, dass romantische Zweierbeziehungen ein universelles Ziel aller Menschen seien. Sie wird als anderen Beziehungsformen überlegen angesehen und dargestellt.

Androphilie – bedeutet, sich von maskulinen_männlichen Menschen angezogen zu fühlen.

A_romantik – A_romantische Personen fühlen keine /kaum romantische Anziehung gegenüber anderen und haben wenig /kein Interesse an romantischen Liebesbeziehungen. A_romantische Personen können andere Formen von (engen, nahen, unterstützenden, …) Verbindungen haben und sich wünschen oder sie können sich körperlich zu anderen Menschen hingezogen fühlen. Das Begehren oder die Sexualität von a_romantischen Menschen kann z. B. a_sexuell, bi-, pan-, homo- oder heterosexuell sein.

A_sexualität – A_sexuell zu sein bedeutet, kein Bedürfnis nach sexuellen Aktivitäten zu haben. Manche a_sexuellen Menschen teilen Nähe, Zärtlichkeit oder erleben Sexualität.

Barrieren – be/ver_Hindern z. B. die Nutzung von Objekten, Geräten, Transport-, Informations- und Kommunikationsmöglichkeiten oder (menschlich gestalteter) Umwelt für manche Personen(gruppen). Dies führt zu Benachteiligung und Ausschlüssen.

Barrierefrei /-arm – bedeutet, dass etwas für alle Menschen nutzbar ist, unabhängig von ihren körperlichen, kognitiven, psychischen und emotionalen Gegebenheiten. Also z. B., dass jede Person ein Buch lesen, eine Website bedienen und mit dem Bus fahren kann. Eine auf alle Bedürfnisse ausgerichtete Barrierefreiheit gibt es nicht. Deshalb schreiben wir lieber „barrierearm“.

BeHinderung /beHindert werden /Disability – Als beHindert werden Personen bezeichnet, die im Sinne normativer, gesellschaftlicher oder medizinischer Maßstäbe als psychisch und physisch nicht gesund gelten. Dies schließt chronische Krankheiten und, je nach Definition, auch Neurodivergenzen und Lernschwierigkeiten mit ein. Personen werden beHindert, wenn die gesellschaftliche Teilhabe erschwert oder verhindert wird. Lies Barrieren.

Bigender – Personen, deren Geschlechtsidentität(en) zwei Geschlechtsidentitäten vereinen, z. B. weiblich und männlich, oder ●nichtbinär und weiblich. Die beiden Geschlechtsidentitäten können abwechselnd und_oder gleichzeitig erlebt werden. Manche bigender Personen wählen und_oder ändern ihren Geschlechtsausdruck je nach Geschlechtsidentät(en).

Biologismus – Denkweisen, die Verhaltensweisen und gesellschaftliche Zustände als vermeintlich biologische und „natürliche“ Tatsachen betrachten und damit begründen. Biologistische Argumentationen gehen meist mit Auf- und Abwertungen von Personengruppen einher und werden als Legitimierung für Diskriminierungen, Gewalt und soziale Ungleichheit verwendet.

BIPoC (Black Indigenous People of Color) – Diese politische Selbstbezeichnung verweist auf einen bestimmten gemeinsamen Erfahrungshorizont von Menschen, die Rassismuserfahrungen machen und rassifiziert werden. Über diese Bezeichnung verbinden sich BIPoC solidarisch miteinander, um sich in einer weißen, rassistischen Dominanzgesellschaft zu stärken. Der Begriff geht auf Schwarze Aktivist*innen in den USA zurück. Die Benennung BI soll die Erfahrungen Schwarzer und Indigener hervorheben. Die Lebensrealitäten vieler Schwarzer und Indigener Personen ist auf bestimmte Weise von historischen Kontinuitäten von Rassismus, struktureller Benachteiligung und Kolonialisierung geprägt. Lies QT*I*BIPoC.

Bisexualität /Bi – heißt, dass eine Person sich romantisch und_oder sexuell zu Menschen mehr als einen Geschlechts hingezogen fühlt – jedoch nicht notwendigerweise zur gleichen Zeit, nicht unbedingt auf die gleiche Art und Weise oder im gleichen Maße. Bisexuelle Menschen erfahren häufig Diskriminierungen auch innerhalb queerer Communities, da ihnen ihr Begehren häufig abgesprochen und nicht ernst genommen wird. Lies Pan.

BDSM – steht für Bondage & Discipline, Dominance & Submission, Sadism & Masochism. Damit soll die Vielfalt sexueller Praktiken (auch Spielarten genannt) zwischen Fesseln, Macht- und Rollenspielen und Sadomasochismus zusammengefasst werden.

Beziehungsanarchie – Alle Personen und ihre Beziehungen sind individuell und nicht vergleichbar. Die Beziehungen miteinander werden entlang von Bedürfnissen und Konsens gestaltet anstatt entlang von Beziehungsnormen. Kategorien wie „Freundschaft“ oder „Liebesbeziehung“ werden neu gefüllt, verändert und herausgefordert.

Blase /Bubble – bezieht sich auf ein kleineres, persönlicheres Umfeld, in dem sich Menschen mit ähnlichen Meinungen und Lebensweisen bewegen. In der (queeren) Community steht die Blase oft für einen Schutzraum (Safer Space). Innerhalb dieser können Menschen sich und ihre Lebensrealitäten z. B. als selbstverständlicher und willkommener wahrnehmen. Blasen gibt es nahezu in allen gesellschaftlichen Bereichen und sind meist voneinander abgegrenzt. Interessanterweise werden diese meist nur dann als Problem wahrgenommen, wenn die jeweilige Blase sich aus gesellschaftlich marginalisierten Personen zusammensetzt. Weitere (selten kritisierte) Blasen wären bspw. Burschenschaften als Blase weißer cis Männer mit Mittel- bis Oberschichtshintergrund und rechtem Weltbild.

Body-Shaming – bezeichnet das Beschämen, Beschimpfen und Beleidigen von Menschen aufgrund ihrer Körper, vor allem, wenn diese nicht den gängigen Körpervorstellungen (z. B. in Bezug auf Aussehen, Gesundheit, Hygiene und Fähigkeiten) entsprechen. Body-Shaming äußert sich oft als herabwürdigende Belehrungen und Kommentare, z. B. über Bewegung oder Ernährung.

Bondage – Fesselungen oder Einschränkung der Bewegungsfreiheit mit unterschiedlichen Materialien und Zielsetzungen. Zu diesen kann u. a. die Fixierung von Personen gehören oder Varianten, bei denen meditative und ästhetische Aspekte im Vordergrund stehen (z. B. Shibari [japanisches Seil-Bondage]). Als Session wird eine klar abgegrenzte Zeitspanne bezeichnet, in der einvernehmlich die Fesselung praktiziert wird.

Casual Sex – bezieht sich auf verschiedene sexuelle Aktivitäten abseits von klassischen romantischen (Liebes)Beziehungen. Es bestehen zahlreiche Möglichkeiten unterschiedlicher Nicht_Beziehungsformen, von einmaligen Begegnungen bis hin zu langfristigen Verbindungen.

Care /Sorge – umfasst alle Tätigkeiten, in denen sich um Menschen gesorgt und gekümmert wird, z. B. die Pflege von Menschen, Kidsbegleitung, Haushaltstätigkeiten oder emotionale Unterstützung. Diese Tätigkeiten werden hauptsächlich von ●marginalisierten Personen ausgeführt und (daher) meist gar nicht oder sehr schlecht bezahlt. Mit dem Begriff ist ein ●feministischer Ansatz verbunden, der diese Tätigkeiten nicht nur hervorheben, sondern auch gesellschaftlich aufwerten will.

Cis – Vorsilbe, verweist auf die Übereinstimmung der eigenen Geschlechtsidentität mit dem bei der Geburt zugewiesenen Geschlecht. Das Geschlecht von cis Personen wird in der Regel nicht in Frage gestellt und geht mit strukturellen Privilegien einher. Durch eine Bezeichnungsmöglichkeit für cis Personen wird vermieden, dass cis Personen als „das Normale“ gelten (wenngleich auch inter* Personen cis sein können) und alle anderen als „die Abweichung“.

Cissexismus – die fälschliche Annahme, es gäbe nur zwei Geschlechter (Mann und Frau) und diese seien eindeutig und unveränderbar, sowie eine weibliche bzw. eine männliche Sozialisation und eindeutig weibliche bzw. männliche Körper. Diese Vorstellungen können unbewusst verinnerlicht sein oder auch aktiv gegen trans* Menschen eingesetzt werden. Lies TERFs.

Coming-Out – ein persönlicher, selbstbestimmter Prozess, in dem Menschen für sich selbst ihr sexuelles Begehren und /oder Gender wahrnehmen und annehmen (auch: inneres Coming-Out), sowie diesen nach außen tragen. Menschen mit der gesellschaftlichen Norm entsprechendem sexuellen Begehren und Gender (wie cis Menschen und Heterosexualität) haben meist kein Coming-Out. Jede Person entscheidet für sich, wann und bei wem sie sich outen möchte. Manche Personen möchten nicht, dass alle ihr Begehren oder ihr Gender kennen. Wenn eine Person gegen den eigenen Willen geoutet wird, was sehr gewaltvoll seien kann, heißt das „Fremd-Outing“.

Community /Gemeinschaft – meint eine Gruppe von Menschen, die sich zu(sammen)gehörig und verbunden fühlt und sich gegenseitig unterstützt. Grundlage dafür sind häufig gemeinsame, ähnliche Erfahrungen oder Themen. Für Menschen, die an den Rand der Gesellschaft gedrängt werden, können Communities empowernd und überlebenswichtig sein. Ein persönlicher Schutzraum innerhalb von Communities wird oft Blase genannt.

Critical whiteness /Kritisches weiß-Sein – umfasst verschiedene Konzepte von (eigenen) ●weißen Privilegien durch eine strukturell rassistische Gesellschaft. Es geht z. B. um Normierung und Unkenntlichmachung von weiß-Sein, um historische, politische und persönliche Auseinandersetzungen mit Rassismus. Dazu gehören auch das Wahr- und Annehmen von (eigenen) verinnerlichten rassistischen Denk- und Verhaltensweisen, eine entsprechende veränderte soziale und politische Haltung und Verantwortungsübernahme durch weiße Menschen. Kritik an Begriff und Praxis: Critical whiteness sollte ein Teilaspekt antirassistischer Arbeit sein, in der v.a. ●People of Color im Fokus stehen sollten. Durch die Gewichtung von weiß-Sein werden jedoch häufig v.a. Themen und Gefühle weißer Menschen in den Mittelpunkt gerückt.

Definitionsmacht – ein ●queer_feministisches Konzept, das solidarisch und parteilich gegenüber Personen ist, die Diskriminierung, Gewalt und_oder Übergriffe erlebt haben. Dies bedeutet auch, dass nur die betroffene Person bestimmen kann, dass sie eine Grenzüberschreitung oder Gewalt erlebt hat und ihr Erleben anerkannt wird. Dies soll Betroffene (wieder) bemächtigen, bedeutet jedoch nicht zwangsläufig die Entscheidungshoheit über Konsequenzen. Das Konzept wurde ursprünglich im Kontext ●sexualisierter Gewalt entwickelt und wird inzwischen auch oft in Bezug auf andere Diskriminierungs- und Gewaltverhältnisse angewandt.

Demisexualität – Meist fühlen sich demisexuelle Personen erst zu anderen sexuell hingezogen, wenn sie sich emotional verbunden fühlen. Lies Grausexualität.

Diskriminierende Sprache – Sprache spiegelt gesellschaftliche Verhältnisse wider und prägt diese gleichzeitig. Durch stereotype Darstellungen, bestimmte gewaltvolle und herabsetzende Begriffe und Formulierungsweisen werden Diskriminierungen, Verletzungen und Ausgrenzungen wiederholt sowie Ungleichheitsverhältnisse gestärkt. Zu diskriminierender Sprache gehört auch, dass privilegierte Positionierungen wie weiß, cis und abled meist nicht benannt werden. Lies Gendern, Rassismus, Othering.

DIY /Do It Yourself (dt. Mach es selbst) – oft im Zusammenhang mit DIT (Do It Together /„Macht es zusammen“). Dinge (Handwerkliches, Kunst, Zeitschriften, Zines, Musik, uvm.) alleine oder zusammen tun zu können, bedeutet für viele Leute Selbstbestimmung und eine Unabhängigkeit von patriarchalen und kapitalistischen Strukturen.

Drag – eine kreative Art der Performance und des Selbstausdrucks, in der normative Geschlechtervorstellungen herausgefordert, irritiert und gebrochen werden. Drag kann eine spielerische, lustvolle und künstlerische Möglichkeit sein, sich selbst auszuprobieren, zu feiern und zu inspirieren. Es kann ein empowernder Weg sein, sich in queere Superheld*innen zu verwandeln.

Dyadisch – meint alle Menschen, die nicht inter* sind, also deren Körper in eine eindeutige medizinische Norm von männlichen bzw. weiblichen Körpern passen. Lies endogeschlechtlich.

Einfache Sprache – soll die Verständlichkeit von Sprache erhöhen. Im Gegensatz zu leichter Sprache folgt sie keinem festen Regelwerk und kann etwas komplexer sein.

Emanzipation – allgemein bedeutend für Befreiung aus einem Zustand der Abhängigkeit. Emanzipation kann sich auf eine individuelle Ebene und auf einen sozialen Prozess bzw. eine soziale Gruppe beziehen.

Empowerment (dt. Ermächtigung) – zielt auf die (Wieder)Herstellung von Selbstbestimmung, Selbstermächtigung und Handlungsfähigkeit. Das ist wichtig, da der Alltag für marginalisierte Personen, z. B. LSBT*I*QA+, sehr gewaltvoll sein kann. Empowerment kann z. B. bedeuten, sich selbst von innen zu stärken, allein oder zusammen Kraft zu schöpfen, eigenes und kollektives Wissen und Können zu stärken. Was Menschen als empowernd erleben und was nicht, ist individuell sehr unterschiedlich.

Enby – phonetische Aussprache der Abkürzung von NB (engl. non-binary). Nicht alle nichtbinären Menschen nutzen diesen Begriff für sich.

Endogeschlechtlich – meint alle Personen, die nicht inter* sind. Lies dyadisch.

Ergänzungsausweis /dgti-Ausweis – wird kostenlos von der Deutschen Gesellschaft für Transidentität und Intersexualität e.V. ausgestellt und kann den amtlichen Personalausweis um selbstgewählte personenbezogene Daten wie Anrede, Geschlecht sowie aktuelles Passfoto ergänzen.

Eurozentrismus – Werte, Normen, Weltanschauungen und -darstellungen, die als allgemeingültig gesetzt und gelehrt werden, jedoch ausschließlich aus einer verklärten, europäischen Perspektive sind und diese buchstäblich in den Mittelpunkt stellen (z. B. Darstellung von Weltkarten). Eurozentrismus ist von weißen, christlichen, kolonialen Denkweisen geprägt und wurde und wird weltweit durchgesetzt. Er geht mit VerAnderung (Othering), Abwertung, Negation von Denk- und Lebensweisen, die eurozentrischen Normen nicht entsprechen, massiven Diskriminierungen und Gewalt einher.

Feminismus – Unter dem Begriff sammeln sich verschiedene, teilweise gegensätzliche Ansätze. Häufig geht es in feministischen Ansätzen um das Streben nach einer sozialen, wirtschaftlichen und politischen Gleichberechtigung. Lies Queer_Feminismus.

Fetisch – starke erotische Präferenz, z. B. bestimmter Materialien, Objekte oder Verhaltensweisen.

FLINT* (Frauen, Lesben, ●Inter*, ●Nichtbinäre und ●Trans*) – Die Abkürzung kommt vor allem in Bezug auf Räume oder Veranstaltungen vor, die sich ausschließlich an FLINT* Personen richten. Cis Männer sind davon ausgeschlossen, um einen geschützten Raum in einer patriarchalen Gesellschaft zu schaffen. Es gibt verschiedene Varianten, die unterschiedliche Aspekte hervorheben, z. B. FLT(I)*, FINTQ, FLINT*A. FLINT*-Räume werden häufig kritisiert, da in der Realisierung häufig nur ●weiße ●dya cis Frauen gemeint und sie damit diskriminierend gegenüber bspw. ●tin Personen sind. Lies ●TIN.

Frauisiert – Adjektiv, um zu benennen, dass eine Person weiblich sozialisiert wurde oder ihr dies zugesprochen wird, von außen als Frau eingeordnet wird oder sich selbst so positioniert und entsprechende Erfahrungen (ge)macht (hat), unabhängig von ihrem Geschlecht. Damit soll einerseits benannt werden, dass Geschlechtskategorien wie „Frau“ sozial konstruiert sind. Andererseits bietet der Begriff die Möglichkeit, damit Räume offener und inklusiver zu gestalten für Menschen mit ähnlichen Erfahrungen, die sich anders definieren als Frau. Analog dazu wird typisiert verwendet.

Ftm (female to male) /FzM (Frau zu Mann) – Lies Transition.

Gender /Geschlecht /Geschlechtsidentität – bezeichnet die sozialen und kulturellen geschlechtsbezogenen Aspekte der menschlichen Identität. Sie ist Teil des Selbsterlebens und kann sich im Laufe des Lebens verändern. Feststellen kann eins die eigene geschlechtliche Identität nur selbst. Das Geschlecht lässt sich nicht vom Körper ableiten.

Gender-Dysphorie – leichtes bis sehr starkes Unwohlsein, wenn der eigene Körper zeitweise oder immer als nicht dem eigenen Geschlecht entsprechend wahrgenommen wird.

Gender-Euphorie – ein positives Gefühl zu sich und dem eigenen Geschlechtsausdruck. Geschlechtseuphorie kann z. B. auftreten, wenn Personen von anderen in ihrem Geschlecht anerkannt oder als solches gelesen werden oder wenn sie ihren eigenen Vorstellungen von ihrem Geschlecht entsprechen.

Genderfluid – Genderfluide Personen sind flexibel in Bezug auf ihre Geschlechtsidentität(en). Bei ihnen können mehrere oder gar keine fest zugeschriebenen Geschlechtsidentitäten zur gleichen Zeit bestehen. Manche wechseln je nach Identität auch Namen und Pronomen, andere nicht.

Gendern – sprachliche Kenntlichmachung von Geschlecht und der Versuch einer gendersensibleren Sprache. Es gibt verschiedene Möglichkeiten in Texten zu gendern, z. B. Binnen-I (BesucherInnen), Gender_Gap (Besucher_innen), Sternchen (Besucher*innen), Doppelpunkt (Besucher:innen), x-Form (Besuchx). Wird im Text ausschließlich die männliche Form (generisches Maskulinum) verwendet, führt dies zu Verdeckung geschlechtlicher Vielfalt und verstärkt Stereotype.

Genderqueer – Personen, die sich mit (cis)normativer Geschlechterbinarität nicht identifizieren können_wollen. Lies Nicht-binär.

Geschlecht – Lies Gender.

Geschlechtsausdruck /Geschlechterperformanz – Art und Weise, das eigene Gender auszudrücken, meist über jeweilige kulturelle und gesellschaftliche Ideen und Normen von Geschlecht, z. B. über Kleidung, Frisur, Mimik, Körpersprache, Sprechweise, Pronomen sowie gesellschaftliche und soziale Rollen oder Hobbies.

Geschlechtsidentiät – Lies Gender.

Geschlechterbinarität – die Überzeugung, dass es nur zwei anerkannte Geschlechter gäbe, nämlich „Frau“ und „Mann”. Dieses Konstrukt hat sich v. a. in und durch weiße/n Dominanzgesellschaften durchgesetzt. Überall auf der Welt gab und gibt es Kulturen, in denen es mehr als zwei Geschlechter gibt.

GirlFag /schwule Frauen – sind Personen verschiedener Identitäten, die oft weiblich gelesen werden /wurden, deren Begehren schwul ist und auf v. a. schwule, bisexuelle, … Personen gerichtet ist.

Grauromantisch – Oberbegriff für alle Verortungen zwischen a_romantisch und dem, was normativ für romantisch gehalten wird.

Grausexuell /greysexual – Oberbegriff für alle Verortungen zwischen A_sexualität und als „normal“ gewertetes sexuelles Begehren. Lies Demisexualität.

GuyDyke – Lesbische Männer sind Personen verschiedener Identitäten, die oft männlich gelesen werden /wurden, deren Begehren lesbisch ist und auf v. a. lesbische, bisexuelle, … Personen gerichtet ist.

GSRM /GSRD (Gender, Sexual and Romantic Marginalized bzw. Diversity) – Abkürzung für genderbezogene, sexuelle und romantische Marginalisierte bzw. Diversität. Der Begriff als Alternative zu LGBT*I*Q+ soll inklusiver sein und Ausschlüsse verhindern, die durch Aufzählungen einzelner Identitäten oder Begehrensformen entstehen können. Stattdessen werden die Gemeinsamkeiten betont, beruhend auf erlebte Erfahrungen und Herausforderungen in einer heteronormativen Dominanzgesellschaft. Siehe MOGAI.

Heteronormativität – Weltanschauung und Gesellschaftsordnung, in der Heterosexualität und cis-Geschlechtlichkeit als „normal“ und „natürlich“ angesehen und behauptet werden. Damit gehen weitere Annahmen einher z. B., dass es nur zwei Geschlechter (Geschlechterbinarität) gäbe, dass Geschlecht vom Körper her ableitbar sei oder dass Beziehungen monogam sein sollten. Menschen, die von diesen Normen abweichen, werden diskriminiert, verdrängt oder verfolgt. Wenn alle Menschen gleichberechtigt wären, könnten mehr queere Menschen offener leben und somit die Norm einer vermeintlichen heterosexuellen cis-geschlechtlichen Mehrheit verändern.

Heterosexualität – romantisches und_oder sexuelles Begehren. Die Vorsilbe „hetero-“ bedeutet „anders“. In einer geschlechterbinären und heteronormativen Gesellschaft heißt Heterosexualität, ausschließlich das jeweils andere Geschlecht zu begehren. Heterosexualität gilt als Norm, andere Sexualitäten und Begehrensformen werden abgewertet.

Homonationalismus – Politiken und Denkweisen in v. a. weißen (LSBT*IQA+) Bewegungen, die nationalistische und rassistische Ideologien (bestimmte Werte oder Einstellungen) vertreten. Die eigene (eurozentristische) Gesellschaft wird als tolerant, aufgeklärt und fortschrittlich dargestellt, während die eigene Queerfeindlichkeit ignoriert und verdeckt wird. Viele Gesellschaften, die von weiß-eurozentristischen Gesellschaften abweichen, werden dabei oft als grundsätzlich homofeindlich dargestellt. Dies betrifft insbesondere Muslim_as und Menschen, denen muslimischer Glaube zugeschrieben wird. Rassistische, politische Einstellungen und Entscheidungen werden dann mit einer angeblichen Stärkung der Rechte für LSBT*IQA+ gerechtfertigt.

Homonormativität – Zustand, in dem sich Homosexualität von Heteronormativität ableitet. Es gibt eine Orientierung an den Idealen der bürgerlichen, weißen, heterosexuellen Mittelklasse, statt diese in Frage zu stellen. Monogamie, Sex in den eigenen vier Wänden, Heirat, Geschlechterbinarität usw. werden unhinterfragt angestrebt und als normal angesehen, abweichendes Verhalten kritisiert oder gestraft.

Homosexualität – romantisches und_oder sexuelles Begehren gegenüber dem gleichen Geschlecht. Ausgehend von Geschlechterbinarität bezieht sich Homosexualität meist ausschließlich auf Männer, die Männer begehren und Frauen, die Frauen begehren.

Intersektionalität – beschäftigt sich mit der Verschränkung von sozialen und strukturellen Machtverhältnissen. Im Fokus liegt das Zusammenwirken unterschiedlicher Formen von Diskriminierungen, wie z. B. Geschlecht, Begehren, ●Race, Alter, Klassismus, ●Ability. Diese Diskriminierungsformen sind nicht voneinander getrennt, sondern sind miteinander verknüpft und wirken zusammen. Es geht darum, anzuerkennen und zu berücksichtigen, dass jede Person kollektive und individuelle ●Marginalisierungs-Erfahrungen macht. Es ist z. B. ein Unterschied, in Deutschland als ●queere ●weiße Person zu leben oder als queere muslimische ●Person of Color.

Inter* /Intersex* /Intergeschlechtlichkeit – Personen, deren Körper von den gesellschaftlichen und medizinischen Vorstellungen von ●Zweigeschlechtlichkeit abweichen oder Anteile beider Normgeschlechter (w/m) aufweisen. Häufig wird dies an sog. geschlechterbezogenen Merkmalen gemessen, z. B. Ausprägung der Geschlechtsorgane, Hormonsystem, Chromosomensatz. Inter* wird bis heute als „krank“ erklärt. Das hat zur Folge, dass an Kindern oft geschlechtszuweisende Eingriffe ohne Zustimmung der Betroffenen durchgeführt werden. Diese sind medizinisch meist nicht notwendig, sehr gewaltvoll und widersprechen dem Recht auf Selbstbestimmung. Intersexualität ist ein Diagnose-Begriff aus der Medizin, der von vielen inter* Personen kritisiert wird. Selbstbezeichnungen sind z. B. inter*, intergeschlechtlich, intersex.

Kinky – dt. u. a. verdreht, pervers. Oberbegriff für unterschiedliche normabweichende, unkonventionelle sexuelle und /oder erotische Phantasien und Praktiken. Z. B.: Bondage, ●BDSM, Rollenspiele, Machtspiele.

Kolonialismus – die gewaltvolle Eroberung, Beherrschung und Ausbeutung eines Landes, wobei die dort lebenden Menschen oft unterdrückt, vertrieben oder ermordet werden. In der Vergangenheit waren vor allem europäische Länder kolonialistisch. Ihre Herrschaftsausübung wurde und wird durch ●Rassismus, christliche Missionierung und die angebliche Überlegenheit von europäischen Werten und Wissen gerechtfertigt. ●Eurozentrische Denk- und Lebensweisen sollten durchgesetzt werden, gegenwärtig z. B. im Schulunterricht. Koloniale und eurozentrische Denkweisen, Praktiken und Strukturen sind bis heute Teil europäischer Gesellschaften und führen zu Gewalt, Unterdrückung und Diskriminierungen von ●BIPoC. Lies ●Homonationalismus, ●weiß.

Konsens – gemeinsame Entscheidung mit aktivem Einverständnis aller Beteiligten. Dieses wird nicht vorausgesetzt, sondern bedarf einer klaren verbalen oder nonverbalen Äußerung. Im Zusammenhang mit Körperlichkeit und Sexualität bedeutet das auch: sich selbst nach Konsens fragen. Und nur ein für eins selbst und die Beteiligten (selbst) klar spürbares Ja ist ein Ja („enthusiastischer Konsens“), sonst bedeutet es Nein.

Konsensprinzip – Grundsatz der Entscheidungsfindung, wobei eine Entscheidung im Idealfall von allen in der Gruppe getragen wird. Eine auf Konsens beruhende Entscheidung ist dann getroffen, wenn entweder alle Gruppenmitglieder einverstanden oder bereit sind, ihre eventuell bestehenden und zuvor mitgeteilten abweichenden Meinungen und_oder Bedenken zurückzustellen. Notwendig ist, dass die Entscheidung freiwillig und informiert getroffen wird.

Leichte Sprache – ist ein Konzept, das die Barrierefreiheit von Schriftsprache steigern soll, um Texte für möglichst viele Menschen verständlich zu machen. Sie folgt einem Regelwerk und vereinfacht Texte auf inhaltlicher, sprachlicher und optischer Ebene. Charakteristisch für leichte Sprache sind z. B. Übersichtlichkeit, möglichst kurze Hauptsätze, Vermeidung von Fremdwörtern, Metaphern, Abkürzungen.

Lesbisch – eine romantische und_oder sexuelle Begehrensform. Lesbisch bzw. Lesbe ist auch ein politischer Begriff, z. B. weil lesbische Personen in der Vergangenheit oft nur „mitgemeint“ waren und lesbisches Leben bis heute oft unsichtbar ist. Manche Lesben wollen nicht (nur) als Frauen bezeichnet werden. Zudem wurde früher davon ausgegangen, dass nur Frauen, die Frauen lieben, lesbisch sein können. Heute gibt es zahlreiche Lesben mit verschiedenen ●queeren Identitäten.

LGBT*I*Q+ (auch LSBT*I*Q+) – ist eine von vielen Abkürzungen für queere Identitäten. Sie kann um eine Vielzahl weiterer Identitäten wie A für ●asexuell, Q für queer oder ●questioning erweitert und in ihrer Reihenfolge verändert werden. Da Aufzählungen von Identitäten und Kategorien immer auch ausschließend sind, soll das + die Vielzahl der Erweiterungen darstellen. Lies ●MOGAI, ●GSRM /D.

Marginalisierung – (soziale) Abwertung von Personengruppen aufgrund bestimmter zugeschriebener Merkmale. Daraus folgt eine Verdrängung an den Rand der Gesellschaft, durch z. B. Ausschluss oder verringerte Möglichkeiten zum gesellschaftlichen, wirtschaftlichen, politischen oder kulturellen Leben.

Migrantisiert – Bezeichnung für Menschen, die einen Migrationshintergrund haben oder denen ein solcher zugeschrieben wird. Mit diesen Zuschreibungen gehen meist diskriminierende, rassifizierende, verandernde (●Othering) Prozesse einher. „Migrantisiert“ betont den Blick von außen.

Migrantisch – angeeignete Selbstbezeichnung und Kampfbegriff von Menschen mit eigener oder elternbezogener Migrationsgeschichte. Migrant*innen können ●BIPoC oder ●weiß sein. BIPoC sind mit und ohne Migrationshintergrund von ●Rassismus betroffen.

Mikroaggressionen – alltägliche grenzüberschreitende, gewaltvolle Äußerungen und Handlungen, in denen meist ●marginalisierte Personen(gruppen) absichtlich oder unabsichtlich abgewertet, ausgegrenzt, beleidigt und diskriminiert werden. Mikroaggressionen sind oft verdeckt oder erscheinen klein oder harmlos, richten aber bei Betroffenen gerade durch ihre Alltäglichkeit und das Kleinreden große Schäden an. Dies führt häufig zu psychischen und psychosomatischen Leiden, Gefährdung von Sicherheit, Stress und Wut. Um nicht selbst Kompliz*in zu werden, sollten wir alle etwas gegen mikroaggressives Verhalten tun.

Misgendern – ist die (bewusste oder unbewusste) falsche Zuordnung der Geschlechtsidentität einer Person. Alltägliche Beispiele sind falsche Ansprache („Herr“ /„Frau“) oder die Verwendung falscher Pronomen. Misgendern ist oft sehr verletzend und kann zu einem Zwangs-●Outing führen.

Misogynie – bezeichnet Abneigungen und Abwertungen gegenüber Frauen und Weiblichkeiten. Häufig wird von „Frauenhass” gesprochen, der sich z. B. durch sexistische und diskriminierende Strukturen gegenüber Frauen ausdrückt.

MOGAI (Marginalized Orientations, Gender Alignments, Intersex) – Abkürzung für „marginalisierte Orientierungen, Geschlechtsidentitäten und Intersex“. Der Sammelbegriff ist eine Alternative für Aufzählungen wie LGBT*I*Q+. Der Begriff MOGAI (auch z. B.: MOGII, IMOGA) soll inklusiver sein und Ausschlüsse verhindern, die durch Aufzählungen einzelner Identitäten oder Begehrensformen entstehen können. Stattdessen werden die Gemeinsamkeiten betont, beruhend auf Erfahrungen der Marginalisierung, Abwertung und Unterdrückung durch die heteronormative Dominanzgesellschaft. Lies ●GSRM /D.

Monogamie – Beziehungsform, in der zwei Menschen eine feste und exklusive Liebesbeziehung, ohne sexuellen_romantischen Kontakt zu anderen, miteinander führen. Monogamie ist derzeit die dominierende Beziehungsform und geht mit vielen Privilegien einher. Lies Romantische Zweierbeziehung, Amatonormativität.

MSM – Männer, die Sex mit Männern haben. Der Begriff ist unabhängig von der sexuellen Orientierung. MSM kann Männer adressieren, die bspw. hetero-, bi-, homosexuell, queer, schwul sind. Der Begriff stammt aus dem Bereich der Aidshilfe /HIV-Prävention. MSM ist als Begriff in der Kritik, da fraglich ist, wie ●trans* und ●nicht binäre Perspektiven Platz finden können.

Mtf (male to female) /MzF (Mann zu Frau) – Lies Transition.

Neurodivergenz /Neurodiversität – ein Sammelbegriff für Personen, deren (zugeschriebene) Funktionen im Gehirn nicht den gesellschaftlichen Erwartungen entsprechen. Manche neurodivergente Menschen erfüllen psychiatrische oder neurologische Diagnosekriterien, wie AD(H)S, Autismus, Depressionen, Epilepsie, Legasthenie oder Psychosen, lehnen Pathologisierung jedoch meist ab. Neurodiversität meint den Ansatz, alle psychischen und neurologischen Zustände zu akzeptieren und diese nicht abzuwerten.

Neutrois – geschlechtsneutrales Gender. Ähnliche Selbstbezeichnungen sind z. B.: genderneutral, genderless, agender, weder-noch.

Nichtbinär /nonbinary – Oberbegriff für alle Geschlechter, die nicht (nur) männlich oder weiblich sind. Nichtbinäre Menschen können z. B. mehrere Gender haben, genderqueer oder neutrois sein. Viele nichtbinäre Personen identifizieren sich auch als trans. Manche bezeichnen sich als enby. Nichtbinäre Menschen empfinden Genderdysphorie, -euphorie und/oder machen eine Transition.

Normen /Normalität – Gesellschaftliche Verhältnisse sind von Normen geprägt. Manche Lebens- und Verhaltensweisen sind erwünscht und gefordert. Andere werden abgewertet oder sind sogar verboten. Menschen, die nicht (vollkommen) den Vorstellungen von Normalität entsprechen, werden ausgegrenzt, als „krank“ erklärt und erleben Gewalt. In Deutschland entspricht es z. B. der Norm cis, hetero und weiß zu sein (Privilegien). Normen werden deutlich im sozialen Miteinander, in rechtlichen und medizinischen Regelungen. Was als „normal“ gilt und was nicht, wird gesellschaftlich hergestellt und verändert sich.

Othering (dt. VerAnderung) – von einem privilegierten Standpunkt ausgehende Aus- und Abgrenzungsprozesse von Einzelpersonen oder einer Gruppe gegenüber einer Person (einer anderen Gruppe) oder der ganzen Gruppe. Diese wird als von der eigenen Gruppennorm abweichend, nicht-zugehörig, fremd und andersartig beurteilt und behandelt. Othering ist ein Mittel, um die eigene (Guppen)identität auf Kosten anderer zu stärken und zu bestätigen. Es geht mit Machtgefällen, Diskriminierung, Abwertung und Beschämung einher.

Outing – Lies Coming-Out.

Pan /Pansexualität /Panromantik – Begehrensform, bei der sich eine Person romantisch, sexuell und_oder emotional zu Menschen unabhängig von deren Körper oder Geschlecht hingezogen fühlt. Manche benutzen die Begriffe Bi- und Pansexualität gleich. Manche bevorzugen die Bezeichnung pansexuell, um kenntlich zu machen, dass sie sich vom dominierenden Zweigeschlechtssystem abgrenzen und alle Geschlechter meinen. Pansexuellen Menschen wird häufig ihr Begehren abgesprochen, weil sie homo- /heterosexuell gelesen werden. Ebenso wird ihnen ihr eigenes Geschlecht abgesprochen, wenn sie als cis gelesen werden.

Passing – als Mitglied einer bestimmten Gruppe einsortiert und anerkannt werden, ohne Aufmerksamkeit zu erwecken. Wird häufig für trans* Personen verwendet, z. B. wenn ein trans Mann als (cis) Mann wahrgenommen wird. Auch im Bereich race kann von Passing gesprochen werden, z. B. wenn People of Color als weiß gelesen werden. Fast immer geht Passing mit dem „Durchgehen“ als Angehörige_r einer sozial höher gestellten Gruppe einher.

Pathologisierung – die Deutung und Bewertung von Verhaltensweisen, Körpern, Empfindungen und Gedanken, die nicht dem medizinisch definierten Normalzustand entsprechen, als „krank“. Dies geht meist mit Abwertungen, Diskriminierung und dem Absprechen von Selbstbestimmung einher. In Deutschland wird anhand dem internationalen Klassifikationssystem der Krankheiten (ICD) entschieden, was als gesund oder krank gilt. Im aktuell gültigem ICD-10 werden z. B. trans* und BDSM als „Krankheit“ und „Störung“ einsortiert. Diese Kategorisierung ist Teil gesellschafts-politischer Diskussionen und verändert sich. So wird 2022 die neue Version ICD-11 in Kraft treten, in dem z. T. eine Entpathologisierung von queeren Identitäten und Begehrensformen stattfindet.

Patriarchat – Gesellschaftsform, die durch die Normen und Werte von cis Männern geprägt und repräsentiert wird. Häufig ein Schlüsselbegriff (queer_)feministischer Theorien, um Diskriminierungen an cis und trans Frauen, nichtbinären und queeren Personen zu verstehen und zu kritisieren.

People of Color /PoC – Lies BIPoC.

Poly* – ein Beziehungskonzept, in dem Personen mehrere romantische und_oder sexuelle Beziehungen zur gleichen Zeit im Wissen und Konsens aller Beteiligten gestalten.

Privilegien – strukturelle Vorrechte oder Vorzüge, die Personen(gruppen) aufgrund bestimmter Merkmale, wie Klassenzugehörigkeit, Geschlecht, race, körperliche Fähigkeiten, sexuelles Begehren, haben. Mit der Erfüllung dieser Merkmale, die zum Großteil nicht erworben werden können, haben Menschen z. B. eine leichtere Teilhabe am gesellschaftlichen Leben oder erleben weniger Diskriminierung und Ausgrenzung. Eine Person erfährt in Bezug auf einzelne Merkmale Privilegien und_oder Benachteiligung. Sich der eigenen Privilegien bewusst zu werden und verantwortlich damit zu handeln, ist häufig ein langer, nicht endender Prozess.

QT*I*BIPoC (Queer, Trans*, Inter*, Black, Indigenous und People of Color) – Selbstbezeichnung, die auf die Mehrfachdiskriminierungen (Intersektionalität) von queeren, trans*, inter* People of Color verweist. Der Begriff dient dazu, die spezifischen Erfahrungen hervorzuheben, die sich z. B. von denen weißer Queers /Trans* bzw. nicht-queerer BIPoC unterscheiden. QT*I*BIPOCs erleben häufig, dass Aspekte ihrer unterschiedlichen Erfahrungen sowie ihrer Identität(en) abgewertet werden, z. B. weil sie in BIPoC-Räumen unerkannt mit ihrem Queersein sind oder in queeren Räumen rassistische Erfahrungen machen. QT*BIPoC wird manchmal auch in „Lautsprache“ cutie BIPoC geschrieben.

Queer (dt. seltsam, unkonventionell, leicht verrückt) – Sammel- und Identitätsbegriff für Personen, die nicht der cis-heteronormativen Norm entsprechen. Der Begriff wurde Ende des 19. Jahrhunderts in den USA hauptsächlich als negative Bezeichnung für queere Personen gebraucht. In den 1960er Jahren haben sich vor allem Schwarze trans* Personen und Drag Queens den Begriff als positive empowernde Selbstbezeichnung angeeignet.

Queer_Feminismus – Varianten feministischer Bewegungen, die cis-sexistische Strukturen kritisieren. Ziele sind u. a. die Abschaffung von Machtstrukturen und Empowerment von LSBTIQ*A+. Queer_Feminismen beinhalten verschiedene Ansätze und Positionen, z. B. das Aufbrechen von Geschlechterbinarität und Heteronormativität und die Forderung, Diskriminierungen intersektional zu betrachten. Im Gegensatz zu vielen anderen Feminismen werden in queer_feministischen Bewegungen trans* und queere Perspektiven miteinbezogen.

Questioning (dt. fragend) – Selbstbezeichnung für Menschen, die sich (noch) hinsichtlich ●Geschlechtsidentität, ●Geschlechtsausdruck oder Sexualität hinterfragen, entdecken oder auf der Suche sind. Das gibt die Möglichkeit, Teil der ●queeren Bewegung zu sein, ohne ein passendes Label für sich gefunden zu haben oder haben zu müssen.

Race – ist ein gesellschaftliches Konstrukt, durch welches Menschen rassifiziert werden und das Rassismus mit sich bringt. Häufiger wird der englischsprachiger Begriff race verwendet, da der deutschsprachige Begriff stark mit biologistischen, naturalistischen Vorstellungen und kolonialer und nationalsozialistischer Gewaltgeschichte verknüpft ist.

Rape Culture – gesellschaftlicher Zustand, in dem sexualisierte Gewalt verharmlost und normalisiert wird. Gewalterfahrende werden in der Regel (mit)verantwortlich gemacht (Victim Blaming) und erfahren den Umgang im sozialen Umfeld (Freund*innen, Familie, Ärzt*innen, Psycholog*innen, Polizei, Medien…) als zusätzlich gewaltvoll und (re)traumatisierend. Angelerntes Schamgefühl bei erlittenen Übergriffen verhindert oder erschwert oft die Verarbeitung derselben. Rape Culture drückt sich z. B. in misogynen, sexistischen und biologistischen Weltanschauungen, Slut-Shaming, (sexistischen) Witzen und Verharmlosungen aus.

Rassifizierung – diskriminierende, rassistische Prozesse, in denen Menschen, die nicht-weiß sind, bestimmte Eigenschaften zugeschrieben und darin zu Gruppen konstruiert zusammengefasst werden. Durch den Begriff der Rassifizierung wird der rassistische Blick von außen betont, in dem es mehr darum geht, wie eine Person gesehen wird als darum, wie sie sich selbst sieht.

Rassismus – die Behauptung, es gäbe unterschiedliche Menschenrassen sowie strukturelle Diskriminierung von BIPoC durch die Herstellung und Fortsetzung von rassifiziertem „Wissen“ und Handeln. Menschen werden z. B. aufgrund kultureller oder äußerlicher Merkmale zugeschrieben, bewertet, marginalisiert und darauf reduziert. Das Alltagsleben ist strukturell rassistisch durchzogen und normalisiert, z. B. durch eurozentristische, kolonialrassistische Lehrpläne, Durchsetzung weißer Dominanzkultur, durch rassifizierte Ungleichbehandlung in ●Mikroaggressionen, in Sprache, Medien, … Auch queere Menschen und Orte sind häufig nicht rassismussensibel. Z. B. Tokenism, Rassismus beim Dating, Hierarchisierung bestimmter rassifizierter Gruppen, fragwürdige Einladungspolitiken, Aufwertung und Aufrechterhaltung weißer (linker, queerer) Dominanzkulturen und Praktiken bei gleichzeitiger Verleugnung, rassistisch zu handeln, …

Repression – auch Unterdrückung oder Zurückdrängen. Der Begriff bezieht sich dabei meist auf eine politisch motivierte Unterdrückung von Widerstandspraxen, sozialen Bewegungen, Kritikäußerungen, aber auch auf individuelle Lebensgestaltungen. Repression kann sich auf verschiedene Arten äußern und ist häufig gewaltvoll. Zur politischen Repression gehören z. B. Strafverfolgungen, Strafverurteilungen, präventive Maßnahme zur Abwehr von „potentiellen Straftaten“, z. B. Racial Profiling, Anzeigen gegen Aktivist_innen und Vorratsdatenspeicherung.

Romantische Zweierbeziehung (RZB) – Ideal einer festen (meist hetero) Liebesbeziehung zwischen zwei Personen. Sie wird höher als andere Beziehungsformen gewertet, da sie die meisten zwischenmenschlichen Bedürfnisse (z. B. emotionale und körperlicher Nähe, Familienplanung, finanzielle Unterstützung) erfüllen soll. Lies Amatonormativität, Monogamie.

Safer Sex – Verhaltensweisen und Vorsichtsmaßnahmen, die das Infektionsrisiko mit sexuell übertragbaren Krankheiten reduzieren. Beispiele für Safer Sex sind Hände- & Spielzeugwaschen, Nutzung von Kondomen, Handschuhen, Dental Dams, Gleitmittel, regelmäßige STD-Tests, Achtsamkeit für (eigenen) Körper, Aufklärung.

Safer Space – Schutz- und Communityräume für Menschen, die ähnliche Marginalisierungs- und Diskriminierungserfahrungen machen. Räume, um sich zu begegnen, auszutauschen und wohlzufühlen ohne die Sorge, sich erklären zu müssen oder konfrontiert zu werden mit Unverständnis oder (weiteren) gewaltvollen Erfahrungen. Auch in und durch safer spaces finden Diskriminierungen und Ausschlüsse statt, z. B. wenn Safer Spaces nur für weiße, abled, cis Frauen gedacht sind. Lies Blase, Intersektionalität.

Saneismus – eine Form von Ableismus (BeHindertenfeindlichkeit), bei der Personen, die neurologisch von der Norm abweichen, strukturell marginalisiert und diskriminiert werden.

Schwul – romantisches_sexuelles Begehren. Früher die Bezeichnung für Männer, die sich zu anderen Männern hingezogen fühlen. Heute gibt es zahlreiche Schwule mit verschiedenen ●queeren Identitäten.

Selbsthilfe – kann alleine oder in Gruppen stattfinden, z. B. als Treffen von Menschen mit einer gleichen psychiatrischen oder medizinischen Diagnose oder mit ähnlichen sozialen Erfahrungen. Ziel ist (gegenseitige) Unterstützung, Empowerment und die Bewältigung von Krisen oder Problemen. Manche Selbsthilfe-Strukturen sind gleichzeitig Interessensvertretungen und fordern einen Abbau von Pathologisierung und die Stärkung von Selbstbestimmungs-Rechten.

Sexpositivismus – geprägt durch feministische Bewegungen, die u. a. gegen gewaltvolle, patriarchale Bilder von Sexualität kämpfen. Zu sexpositiven Positionen gehören Themen wie sexuelle Freiheit, Informationsmöglichkeiten, positive, nicht-beschämende Annahmen zum eigenen Körper und zu (A_)Sexualitäten, sofern sie konsensuell sind. Unter diesen Bedingungen kann Sexualität und sexueller Kontakt (auch mit sich selbst) Räume für freies, lustvolles, individuelles und gemeinsames Ausleben, Experimentieren und Entdecken öffnen.

Sexualisierte Gewalt – physische oder /und psychische Gewalt, die ohne Konsens über sexualisierte Handlungen ausgeübt wird. Im Gegensatz zu normativen Erzählweisen geschieht sexualisierte Gewalt häufig in Bekanntenkreisen wie Familie, Beziehungen, Freund*innenkreisen. Sexualisierte Gewalt dient der Herstellung und Aufrechterhaltung von Machtverhältnissen und wird häufig verharmlost und alltäglich normalisiert, z. B. in Medien, in Witzen oder durch genderbezogene Rollenbilder. Lies Rape Culture.

STD /STI (dt. sexuell übertragbare Erkrankungen bzw. Infektionen) – z. B. HIV, Herpes, Syphilis, Gonorrhoe und Hepatitis. Krankheitserreger können auch dann übertragen werden, wenn keine Krankheitssymptome festgestellt werden.

SWERFs (Sex Worker-Exklusionary Radical Feminists) – steht für „Sexworker*innen-ausschließende radikale ●Feministinnen. Diese lehnen Sexarbeiter*innen und Sexarbeit in jeglicher Form ab und wollen sie von feministischen Kämpfen per se ausschließen. Damit sprechen sie die freie Selbstbestimmung über Körper (eine der zentralen feministischen Forderungen) ab. Da Sexarbeit meist nicht von bürgerlichen Feministinnen betrieben wird, sondern von prekär-lebenden Personen, ist die Ablehnung von Sexarbeit(er*innen) klassistisch, ●rassistisch und ●transfeindlich. Lies ●TERFs.

TERFs (Trans-Exclusionary Radical /Reactionary Feminists) – steht für trans-ausschließende radikale bzw. reaktionäre Feministinnen, welche die Existenz von trans Menschen, insbesondere von trans Frauen, genderqueeren und nichtbinären Menschen abstreiten und bekämpfen. TERFs und ihre Ideologien sind maßgeblich dafür verantwortlich, dass trans Frauen häufig keine Nutzungsmöglichkeiten zu Frauen- und Lesben-Räumen erhalten. Zudem stützen sie durch ihren Einfluss auf öffentliche Diskussionen das Zwei-Geschlechter-System und tragen dazu bei, dass trans Frauen gesellschaftlich immer noch häufig als Männer fremddefiniert werden. Der Begriff „TERF“ ist keine Selbstbezeichnung und wird von TERFs meist abgelehnt.

TIN (●Trans*, ●Inter*, ●Nichtbinär) – Abkürzung v. a. im Zusammenhang mit Räumen oder Veranstaltungen, die sich ausschließlich an TIN* Personen richten. Dya cis Menschen sind davon ausgeschlossen, um einen geschützten Raum zu schaffen.

Tokenism (dt. Symbol, Spielfigur) – wenn in einer Struktur mit starker Dominanz einer Gruppe (z. B. weiße, cis-heterosexuelle Männer) eine Person einer marginalisierten Gruppe instrumentalisiert wird, um den Eindruck von Diversität und Gleichberechtigung zu vermitteln ohne Kritik anzunehmen oder strukturell etwas zu verändern. Dabei soll die Person die ihr zugeschriebene Gruppe repräsentieren und wird auf die ihr von außen zugeschriebenen Eigenschaften reduziert.

Tomboy – Als „Tomboy“ werden meist Mädchen oder (junge) Frauen bezeichnet, die sich nicht den weiblichen Geschlechterklischees entsprechend verhalten, sondern eher „jungenhaft“. Lies Geschlechtsausdruck, Geschlechterbinarität.

Trans* – Personen, deren Geschlecht nicht oder nur teilweise dem Geschlecht entspricht, das ihnen nach der Geburt zugewiesen wurde. Dabei ist es unerheblich, ob rechtliche (Namens- oder Personenstandsänderung) oder medizinische Maßnahmen (Hormone, geschlechtsangleichende OPs, …) angestrebt sind oder nicht. Trans* ist auch ein Oberbegriff für verschiedene Identitäten, z. B. transgender, nicht-binär, genderqueer, genderfluid, agender. Es kann aber sein, dass diese sich wiederum nicht als trans* verstehen oder bezeichnen. Ob eine Person trans* ist oder nicht, weiß nur diese Person allein.

Transfeindlichkeit – bezeichnet die Diskriminierung von ●trans Menschen und Menschen, die als trans wahrgenommen werden. Transfeindlichkeit kann sich ausdrücken durch Infragestellen oder Aberkennen der Geschlechtsidentität, durch ihre Unkenntlichkeit (auch sprachlich), durch Ablehnung, Ekel, Unbehagen, Vorurteile, Aggression, strukturelle Diskriminierung, sowie durch psychische oder körperliche Gewalt. Transfeindlichkeit kann auch verinnerlicht sein und sich als trans* Person gegen sich selbst und andere trans* Personen richten.

Trans Frau – eine Frau, die trans* (nicht cis) ist und der ein anderes Geschlecht als das weibliche zugewiesen wurde. Genderdysphorie oder Transition sind keine Voraussetzung, um eine trans Frau zu sein. Ausschlaggebend für die Identität als Frau ist nur das eigene Empfinden. Es gibt binäre und nichtbinäre trans Frauen. Das Erkennen der eigenen Identität kann in jedem Alter erfolgen. Viele trans Frauen bevorzugen die geteilte Schreibweise im Gegensatz zu „Transfrau”, weil dadurch „trans” zu einem Adjektiv wird und das zentrale Frausein unabhängig davon ist, ob eine Frau trans oder cis ist. Lies trans, trans Mann.

Transgender /transgeschlechtlich – Der Oberbegriff wird für alle trans* Personen verwendet, egal ob binär oder nichtbinär. Der Begriff wird manchmal verwendet, um eine Unterscheidung zwischen „echten“ („Transsexuellen“) und „unechten“ (Transgender /Transidenten) trans Personen zu machen. Die Annahme hierbei ist, dass nur Personen, die alle gesetzlichen und medizinischen Maßnahmen zur Geschlechtsangleichung in Anspruch nehmen, „echte“ trans Personen seien. Oftmals wird hier auch die Existenz von nichtbinären Personen als „Trend“ dargestellt. Das ist sowohl falsch als auch gefährlich. Alle trans Personen sind „echt“, egal welche gesetzlichen oder medizinischen Schritte sie wählen, egal ob binär und nichtbinär. Lies trans*.

Transidentität – Lies trans*.

Transition – Entwicklungsprozess ab dem Erkennen des eigenen Trans*-Seins bis zum (nicht notwendigen) eventuellen „Ankommen“ in passender/m Geschlechtsidentität und -ausdruck. Früher wurde der Begriff v. a. für das „Absolvieren“ der (als notwendig angesehenen) „Schritte“ genutzt: Outings, hormonelle Behandlung, geschlechtsangleichende OPs sowie Namens- und Personenstandsänderung. Heute braucht es diese Schritte nicht, um in Transition zu sein. Die eigene Geschlechtsidentität kann sich im ständigen Wandel befinden.

Trans Mann – ein Mann, der trans* (nicht cis) ist. Trans Männer sind Männer, denen nach der Geburt ein anderes Geschlecht als das männliche zugewiesen wurde. Lies trans, trans Frau.

Trans* of Color – Lies Queers of Color.

Transsexualität – ein anderer Begriff für ●trans, der jedoch von vielen trans Personen kritisiert und abgelehnt wird, weil er auf Pathologisierung basiert und mit gewaltvollen und fremdbestimmenden Erfahrungen verbunden sein kann. Zudem vermittelt die Endung -sexualität fälschlicherweise, dass es sich um eine Form sexuellen Begehrens handele. Dennoch ist „transsexuell“ für manche Menschen eine wichtige Selbst- und Identitätsbezeichnung. Meist bezieht sich der Begriff nur auf binäre ●Gender und schließt ●nichtbinäre und ●genderqueere Identitäten aus.

TSG – Abkürzung für „Transsexuellengesetz“, ein „Sondergesetz“ zur Änderung von Vornamen und_oder Geschlechtseintrag für trans Personen. Das Gesetz beinhaltet Zwangspathologisierung und setzt Geschlechterbinarität voraus. Manche Menschenrechtsverletzungen wurden inzwischen gestrichen, es gibt aber immer noch bürokratische und finanzielle Hürden zur geschlechtlichen Selbstbestimmung. Seit Ende 2018 ist es zudem für trans und inter Menschen möglich, Vornamen und_oder Geschlechtseintrag über § 45b Personenstandsgesetz (PStG) ändern zu lassen. Eine Namensänderung ist unter Umständen auch über das Namensänderungsgesetz möglich (NamÄndG).

Typisiert – Lies frauisiert.

Verbündetenschaft – Lies Ally /Verbündete*r.

weiß /weiß-Sein – soziale und politische Konstruktion und Bezeichnung für weiße Menschen, mit der ●privilegierte, dominante Positionen gegenüber anderen ●rassifizierten Personen(gruppen) in der Gesellschaft einhergehen. Der Begriff verweist auf das Problem, dass weiß-Sein unhinterfragt als ●normal und als Norm gilt, an der alle gemessen werden. Damit einhergehende Machtverhältnisse werden unkenntlich gemacht. weiß-Sein meint keine reale Hautfarbe oder ●biologische Eigenschaft, sondern bezieht sich i.d.R. auf weiße Menschen mit christlich-europäischem Hintergrund. Diese profitieren von ●kolonialistischen Verhältnissen, imperialistischen Praktiken und ausbeuterischen Arbeitsverhältnissen oder haben davon profitiert. Um weiß(-Sein) als Konstruktion erkenntlich zu machen, wird es kursiv geschrieben.

Zustimmungskonzept – Lies ●Konsens.

Zweigeschlechtlichkeit – Lies ●Geschlechterbinarität.